Wintergrün oder Winterfurche: Welche Methode verbessert langfristig Ihren Boden?

Wintergrün oder Winterfurche: Welche Methode verbessert langfristig Ihren Boden?

Warum sieht man auf einigen Feldern im Herbst tiefe Furchen, während auf anderen Feldern grüne Pflanzen sprießen? Hinter den scheinbar einfachen Praktiken der Winterfurche und des Wintergrüns verbergen sich komplexe Zusammenhänge, die für eine erfolgreiche und ertragreiche Ernte von entscheidender Bedeutung sind.

Inhalt

Wintergrün: Ein moderner Ansatz auf Beet und Acker

Die Winterbegrünung eines Beetes oder Ackers erfolgt in Form einer sogenannten Zwischenfrucht, die im Sommer oder Herbst nach der Ernte ausgesät wird. Diese Zwischenfrüchte werden meist nicht geerntet, sondern erfüllen viele wichtige Aufgaben für den Boden und die Umwelt. Winterroggen und Winterwicke eignen sich dafür hervorragend, weil sie in kurzer Zeit sehr viel Wurzelmasse bilden. Diese wird im Frühjahr in den Boden eingearbeitet. Die abgestorbenen Pflanzen versorgen dann den Boden mit reichlich Nahrung für Regenwürmer und Mikroorganismen.

Aber welche Verbesserungen ergeben sich aus Wintergrün im Detail? 

1. Bodenverbesserung

Eine Winterbegrünung hilft, Nährstoffe, die im Spätsommer und Herbst in leicht löslicher Form im Boden vorhanden sind, in den Pflanzen aufzunehmen und zu speichern. Auf guten Böden können von August bis Dezember zum Beispiel bis zu 60 kg Stickstoff aus der organischen Bodensubstanz freigesetzt werden. Auf sehr leichten, humusarmen Sandböden immerhin auch bis zu 20 kg. Ohne eine Begrünung geht dieser Nährstoff verloren, da die leicht löslichen Stickstoffverbindungen sowie andere Nährstoffe mit den Winterniederschlägen in tiefere Bodenschichten verlagert werden, wo sie für die Pflanzenwurzeln nicht mehr erreichbar sind.

Wintergrün verbessert zudem die Bodenstruktur: Bei einer Aussaat Mitte Oktober kann die Durchwurzelungstiefe im März bereits 60 cm betragen. Durch die Wurzeln wird der Boden gelockert, was sowohl die Wasserdurchlässigkeit als auch die Belüftung verbessert.

2. Erosionsschutz

Ein bedeckter Boden ist im Winterhalbjahr weniger anfällig für Wind- und Wassererosion. Die Pflanzen schützen die obere Bodenschicht und verhindern, dass wertvolle Erde weggeschwemmt wird.

3. Förderung der Artenvielfalt

Wintergrün bietet nicht nur Schutz für den Boden, sondern auch Lebensraum für viele nützliche Insekten. Diese Pflanzen tragen somit zur Erhaltung der Biodiversität bei. In der kalten Jahreszeit bietet die Winterbegrünung auf freien Feldern zudem einen Rückzugsraum für viele Wildtiere.

4. Unkrautunterdrückung

Eine dichte Bedeckung durch Wintergrün verhindert das Wachstum von Unkräutern auf den freien Flächen.

5. Schutz der Wasserreserven

Bodenorganismen wandeln organischen Stickstoff zunächst in Ammonium um (Mineralisierung), welches dann durch Bakterien über Nitrit zu wasserlöslichem Nitrat oxidiert wird (Nitrifikation). Dieses Nitrat wird durch Niederschläge aus dem Boden ausgewaschen und gelangt in Gewässer. 

Eine Nitratverschmutzung bei Oberflächengewässern und Grundwasser tritt immer häufiger auf, was hohe Kosten bei der Trinkwasserversorgung verursacht. Eine Gründüngung hält den Stickstoff in den Pflanzen fest und verhindert die Auswaschung.

Weißer Senf als Wintergrün auf einem landwirtschaftlich genutzten Feld in Cottbus (Foto: Spreeakademie/Mathias Krohn)

Winterfurche und Frostgare: Der traditionelle Weg zur Bodenauflockerung

Bei der Winterfurche wird der Boden im Herbst gepflügt oder umgegraben. Bis zum Frühjahr liegt dieser brach. Wasser dringt in die Poren und Risse des Bodens ein. Bei Temperaturen unter Null Grad Celsius dehnt sich das Wasser im Boden aus und erzeugt so eine Sprengwirkung. Der Boden wird dadurch aufgesprengt, was ihn locker und krümelig macht.

Mit den veränderten klimatischen Bedingungen und den weniger ausgeprägten Frostperioden wird die Wirksamkeit der Frostgare jedoch in vielen Regionen zunehmend fraglich. Zum einen sind die Winter im Allgemeinen milder geworden, was zu einer geringeren Frosttiefe führt. Zum anderen erleben wir statt langer, durchgehender Kälteperioden oft mehrere kurze Kältephasen, die den Boden nicht tief genug durchfrieren lassen.

Auf sehr schweren Lehm- oder Tonböden kann die Frostgare dennoch sinnvoll sein. In diesem Fall sollte das Pflügen oder Umgraben erst sehr spät im Jahr, im November oder sogar erst im Dezember, erfolgen. Oft ist dies jedoch aufgrund der hohen Bodenfeuchte zu dieser Jahreszeit nicht mehr möglich.

Die Entscheidung für oder gegen die Frostgare sollte immer im Zusammenhang mit den spezifischen Bedingungen eines Standorts und den Zielen der Bewirtschaftung getroffen werden.

Wintergrün vs. Winterfurche: Ein Vergleich

Kriterium

Wintergrün

Winterfurche

Nährstoffmanagement

Speichert Nährstoffe im Boden, fördert die Bodenfruchtbarkeit durch Stickstoffanreicherung.

Nährstoffe gehen oft durch das Umgraben verloren.

Bodenpflege

Verbessert langfristig die Bodenstruktur durch ständige Wurzelaktivität.

Auflockerung des Bodens durch Frost und mechanisches Pflügen.

Unkrautunterdrückung

Dichte Bedeckung verhindert das Wachstum von Unkraut.

Der aufgebrochene Boden ist anfällig für Unkrautwachstum.

Erosionsschutz

Schützt den Boden vor Wind- und Wassererosion durch dauerhafte Pflanzendecke.

Offenliegender Boden ist anfälliger für Erosion.

Ökologische Aspekte

Nachhaltige und umweltfreundliche Methode, fördert die Biodiversität.

Klassische Methode, aber weniger ökologisch.

Schädlingsreduktion

Bietet natürlichen Schutz, weniger Störung des Bodens.

Reduziert Schädlinge durch Frost, die an die Oberfläche gelangen.

Fazit

Wintergrün bietet mehr Vorteile für die Bodenökologie und sollte, wo möglich, bevorzugt werden. Die Winterfurche bleibt jedoch eine sinnvolle Methode in Gebieten, in denen Pflügen notwendig ist. Aber: Die bessere Antwort auf Probleme mit einer unbefriedigenden Bodenstruktur ist: Humusaufbau!

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihre Bodenfruchtbarkeit nachhaltig verbessern können, lesen Sie auch unseren Blogbeitrag: Fruchtbarer Boden für Jahrtausende – Wie Sie Ihre Bodenfruchtbarkeit nachhaltig verbessern.

PartizipNatur – Gemeinsam Zukunft gestalten. Naturnah!

Mit unserem Projekt PartizipNatur wollen wir zeigen, wie Gemeinden und ihre Bürger*innen aktiv Verantwortung für ihre Umwelt übernehmen können.

Gemeinsam mit der Stadt Vetschau und den 10 Ortsteilen entwickeln wir lokale Lösungen für öffentliche Grünflächen, um die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Durch die aktive Einbindung der Menschen vor Ort stärken wir nicht nur den Zusammenhalt in der Gemeinde, sondern schaffen auch konkrete Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität – zum Beispiel mit bienenfreundlichen Staudenbeeten auf Dorfplätzen oder naturnah gestalteten Spielplätze mit Naschecken.

Titelfoto: „Phacelia (Bienenweide)“ von DotsPlusPixels,  https://www.flickr.com/photos/dotspluspixels